Neue Massstäbe bei der erneuerbaren Energie

Die Stanser Genossenkorporation produziert nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Ab Neujahr soll die neue Anlage auf Volllast laufen.

Eine besinnliche Adventszeit sieht anders aus. Auf dem Areal vom Heizwerk der Genossenkorporation Stans in Oberdorf herrschte in den vergangenen Wochen Hochbetrieb - zusätzliche Arbeitsstunden inklusive. Am dritten Adventswochenende dann ein erstes Durchatmen bei den Verantwortlichen, als der Testbetrieb mit der Stromproduktion erfolgreich von statten ging. «Dieser Augenblick war fast wie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk», lautet rückblickend der erleichterte Kommentar von Patrick Bader, Betriebsleiter der Heizzentrale.

Herzstück wiegt 47 Tonnen

Nachdem die Montagearbeiten bei dem im Juli gelieferten neuen Ofen für die Wärmeproduktion im Herbst abgeschlossen waren, erwarteten die Verantwortlichen der Genossenkorporation Stans Ende November sehnlichst die Anlieferung der in Italien hergestellten ORC-Turbine. «Das Herzstück für die Stromproduktion», so Patrick Bader und erklärt: «Die Abkürzung ORC steht für Organic Rankine Cycle. Es handelt sich dabei um ein Kreislaufsystem mit Turbine und Generator, mit dem wir nun elektrische Energie erzeugen können.» Angetrieben wird dieses Kreislaufsystem durch eine Teilabkoppelung der mit dem neuen Hauptofen entstehenden Energie. 47 Tonnen bringt die ORC-Turbine auf die Waage und wurde als ganze Einheit aus dem Werk in Italien angeliefert. Ein Spezialkran war nötig, um die Turbinenanlage zentimetergenau durch das noch offene Dach an den Bestimmungsort im neuen Betriebsgebäude zu heben.

Viermal mehr Wärme

Während noch die letzten Montagearbeiten an der ORC-Turbine kurz vor dem Abschluss waren, wurden rund um den neuen Ofen die Wärmeleitungen des Heizverbundes mit Wasser befüllt. Die so genannte Kalt-Inbetriebnahme erstreckte sich dann über mehrere Wochen. «Die Einfeuerung des neuen Ofens war für alle Beteiligten ein erster Höhepunkt», erinnert sich Patrick Bader. Mit der Inbetriebnahme und Aufnahme des Testbetriebes der ORC-Turbine setzt die Genossenkorporation Stans in Sachen erneuerbarer Energie neue Massstäbe. Der neue Kombiofen liefert nun mit 4.4 Megawatt etwas mehr als das Vierfache der bisher produzierten Wärme. Wenn ab Januar des neuen Jahres die ORC-Turbine bei Volllast in Betrieb ist, wird diese 700 Kilowatt elektrische Energie an das Netz vom Elektrizitätswerk Nidwalden abgeben.

Begeisterung für das Projekt

«Die neue Anlage ist ein Meilenstein in Sachen Wärmeverbund und Produktion von CO2-neutraler Energie», hält der Stanser Genossenrat fest und verweist mit Dankbarkeit auf das Vertrauen und die Unterstützung, die er auch bei diesem Generationenprojekt von den Genossenbürgerinnen und -bürgern erhalten hat. 13.5 Millionen Franken haben alleine der Umbau und die Erneuerung der Heizzentrale in Oberdorf gekostet. Weitere sechs Millionen Franken hatte die Genossengemeinde auf Antrag des Genossenrats für die Anschaffung der ORC-Turbine freigegeben. Mit der Inbetriebnahme der rundum erneuerten Anlage und der damit zusammenhängenden Kapazitätserweiterung hat die Genossenkorporation Stans die Voraussetzung für eine Erweiterung des bis heute auf 25 Kilometer angewachsenen Leitungsnetzes geschaffen. Mit diesen grossen Investitionen ist die Genossenkorporation Stans heute Eigentümerin von einer der grössten Anlagen in Sachen Wärmeverbund und Produktion von CO2-neutraler Energie in der Region. (bc/gks)